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Wie ein MP3-Player meine Sommerferien rettet

Mustafa Dikbas16. JUNI 2023
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Foto: Unsplash

Kennt ihr das? Ihr hört die ersten Takte eines Songs und zack seid ihr in Gedanken am Ferienstrand, im Garten oder mitten in der Handlung eines Buches. Und das alles nur, weil ihr beim Lesen des Buches genau diese Musik gehört habt. Ich liebe diese Flashbacks. Doch die letzten Jahre sind sie immer seltener geworden. Schuld daran ist mein Smartphone. Nun soll ausgerechnet ein «simpler» MP3-Player meine Ferien- und Buchbilder mit musikalischem Klebstoff einschmieren, auf dass sie möglichst lange in meinem Gedächtnis haften bleiben.

Wenn die Musik zum Soundtrack eines Buches wird

Eigentlich war ich nie der Strandferien-Typ. Als ich mich das erste Mal zu Hotelferien überreden liess, dachte ich mir: o.k. gute Gelegenheit, wieder Mal ein oder noch besser gleich mehrere Bücher am Stück zu lesen und mich dabei in neue Musik einzuhören. Ich bin in dieser Hinsicht etwas altmodisch. Als man Musik noch in Form von Schallplatten und CDs kaufen musste und diese am Anfang nicht gleich gezündet hat, habe ich das Album halt ein paar Mal gehört und oft hats irgendwann Klick gemacht. So hatte etwa Metallicas Album Ride The Lightning schon einige Durchläufe hinter sich, als sich plötzlich Blitze aus den Kopfhörern direkt in mein Hirn zu bohren schienen. Ich kann mich noch genau an diesen Moment erinnern. Selbst heute noch, viele viele Sommer später, gönne ich mir immer wieder mal dieses Album. Lesen und dabei Musik hören hat also auch den Vorteil, dass der Prozess des Einhörens in neue Musik schneller vonstatten geht und gleichzeitig zum inoffiziellen Soundtrack der Lektüre wird mit eingangs erwähntem Effekt.

Smartphone als Ferienkiller

Lange Zeit war mein iPod Classic mein wichtigstes Feriengadget. Er verfügt über viel Speicherplatz, der Akku hält lange und die Bedienung klappt auch unter der prallen Sonne problemlos. Bis ich die Streamingdienste Spotify und Apple Music zu nutzen begann. Der iPod kann nicht streamen. Und selbst wenn ich neue Musik von Spotify auf dem Computer daheim speichere und per Kabel auf den iPod übertragen könnte, verhindert DRM (Kopierschutz), dass der iPod sie abspielen kann. So übernahm das Smartphone den Platz des iPods auf der Strandliege. Und die Ferien waren futsch.

Den Alltagsstress mit in die Ferien genommen

Das Smartphone kann eben mehr als nur Musik abspielen oder Telefongespräche ermöglichen. Es ist mit dem Internet verbunden. Social Media, Webbrowser oder Nachrichten-Apps fordern meine Aufmerksamkeit. Die unbewusste Angst, etwas zu verpassen, lässt mich immer wieder zum Smartphone greifen und das Buch zur Seite legen. Ich schaffe es zwar immer noch, das eine oder andere Buch zu Ende zu lesen, aber mit vielen Unterbrechungen. Dazwischen nerve ich mich über irgendwelche Typen auf Social Media, über die Flut von E-Mails oder über das Weltgeschehen. Ich habe jahrelang ein Stück Alltagstress mit in die Ferien genommen und dabei weniger Musik gehört, als ich eigentlich wollte. Damit soll jetzt Schluss sein. Ich habe die Lösung gefunden.

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Foto: Unsplash

Moderne MP3-Player sind dem Smartphone überlegen

In Musikliebhaberkreisen sind qualitativ hochwertige DAPs (Digital Audio Player) äusserst beliebt. Es handelt sich dabei um moderne Varianten des klassischen Walkmans oder eben MP3-Player wie iPod. Sie sind voll und ganz auf den Genuss von Musik ausgerichtet. Zwar läuft auf vielen DAPs Android als Betriebssystem, was die Installation von allen möglichen Apps zulässt. Aber wirklich sinnvoll sind meiner Meinung nach nur musikbezogene Apps. Für mich entscheidet eine spezifische App, ob ich mir einen DAP kaufe oder nicht: Apple Music. Ich nutze privat hauptsächlich diesen Streaming-Dienst, weil er sich nahtlos in meine durch iTunes erstellte Musikbibliothek einbindet. Die App installiert und mit meinem Account eingeloggt, schon sehe ich alle Alben und Playlists, die ich auf dem iPhone erstellt habe. Daneben stehen über Streamingdienste Abermillionen von Songs zur Verfügung.

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Riesiger Speicher mit Platz für die gesamte Musiksammlung

Seit einiger Zeit teste ich nun den iBasso DX170 auf Herz und Nieren. Das Gerät mit dem quelloffenem Betriebssystem Android ist etwas grösser als mein iPod Classic (der eigentlich immer noch funktioniert) und hat 32 GB internen Speicher verbaut. Per Micro-SD-Karte lässt sich der Speicher bis auf 2 TB erweitern. Das ist enorm viel. Ich könnte meine gesamte Sammlung bestehend aus rund 15'000 Songs als HiRes-Dateien auf die SD-Speicherkarte laden und hätte immer noch mehr als genug freien Speicher übrig. Beachte, dass 3 Minuten Musik in HiRes-Auflösung rund 60 MB schwer sind, also ca zehnmal grösser als im üblichen AAC- oder mp3-Format.

Altmodisch? Lieber Knöpfe drücken als Touch-Bedienung

Die für mich vielleicht beste Eigenschaft an einem portablem Musikplayer wie dem iBasso: er hat Knöpfe. Ich kann die Lautstärke bedienen, die Musikwiedergabe starten, pausieren oder zum nächsten Song springen, ohne dass ich auch nur einen Blick auf das Gerät werfen muss. Nennt mich altmodisch, aber ich mag das. Touchscreens können zwar je nach Anwendung sehr praktisch sein, aber ich bevorzuge echte Buttons, Knöpfe, die ich erfühlen kann. Beim Smartphone ist das Display unter der Mittelmeer-Sonne bisweilen kaum lesbar, geschweige denn bedienbar. Und wenn sich das Gerät zu stark zu erhitzen beginnt, was es gerne tut, dann dunkelt es den Bildschirm ab und macht das Erkennen von Text oder Touch-Elementen noch schwieriger. Regelmässig schaltet sich das Handy sogar aus, um sich abzukühlen. Das nervt. Natürlich lässt sich der iBasso auch per Touchsteuerung bedienen, wenn man das unbedingt möchte. Das 5-Zoll grosse LCD-Display stellt den Inhalt richtig scharf dar (Full-HD-Auflösung) und ist hell genug, so dass es auch bei direkter Sonneneinstrahlung gut lesbar bleibt.

Hohe Flexibilität dank vielen Anschlüssen

Ein weiteres dickes Plus des iBasso DX170 gegenüber einem Smartphone: Es bietet mir alle erdenklichen Optionen bei der Wahl der Kopfhörer an. Ich will meine kabellosen In-Ears nutzen? Kein Problem, die Musik kann via Bluetooth gestreamt werden. Besitzern von Kabelkopfhörern steht ein 3.5 mm oder für audiophile Ansprüche sogar ein 4.4 mm symmetrischer Anschluss zur Verfügung. Somit ist kein Adapter notwendig, um die Kopfhörer anzuschliessen. Der verbaute Verstärker ist so kräftig, dass selbst hochohmige Over-Ear-Kopfhörer bis zur Schmerzgrenze befeuert werden. Wenn ich lese, greife ich gerne auf kabelgebundene Kopfhörer zurück. Zum einen stören die Kabel dabei nicht, da ich mich kaum bewege. Zum anderen entfällt die Sorge, dass deren Akku plötzlich leer ist. Und nicht zuletzt klingen klassische, verkabelte Kopfhörer meiner Meinung nach besser als die kabellosen Varianten und sind erst noch günstiger. Apropos Klang: In DAPs sind in aller Regel bessere Chips verbaut als in Smartphones. Im iBasso DX170 werkeln gleich zwei Cirrus Logic DACs vom Typ CS43131. Sie unterstützen alle nur erdenklichen Audiocodecs, darunter selbstredend auch verlustfreie Formate wie ALAC oder FLAC. Wer den Klang seinem persönlichen Geschmack anpassen möchte, dem steht ein 10-Band-Equalizer zur Verfügung. Besonders praktisch: Das Gerät verfügt über WLAN. So kann ein Album, das während der Ferien veröffentlicht wird, entweder direkt gestreamt oder gespeichert und dann auch an Orten ohne Internetverbindung wiedergegeben werden.

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Moderne DAPs können sowohl mit Kabelkopfhörern als auch mit True-Wireless-In-Ears betrieben werden. Foto: Mustafa Dikbas

Unterschiede bei der Batterielaufzeit

Das schöne Wetter sei Dank, habe ich es mir abends gerne auf der Terrasse gemütlich gemacht. Der iBasso hat während der ganzen Zeit brav Song um Song gespielt. Dave Grohls Biographie «The Storyteller» hatte ich schon nach 4 Abenden durch. Normalerweise brauche ich für einen solchen Brocken etwa vier Wochen. Ja, ich weiss, ich bin selber schuld, wenn ich mich ablenken lasse. Ich kann ja den Nicht-Stören-Modus auf dem iPhone aktivieren. Aber so viel Selbstdisziplin kann ich nicht aufbringen. Wenn ich etwas am iBasso auszusetzen habe, dann ist es die Akkulaufzeit. Diese beträgt bis zu elf Stunden. Aber Geräte mit höherer Batterielaufzeit sind oft und gerne teurer oder schwerer.

Fazit

Keine Notifications, kein WhatsApp-Eingang, keine Social Media Versuchung: Der Digital Audio Player hat mir wie in den guten alten Zeiten ein reines Musikvergnügen frei von Ablenkungen beschert und mein Kopfkino fleissig mit Sound untermalt, während das iPhone beleidigt im Wohnzimmer lag. Ich habe nichts Wichtiges verpasst, mir wurden keine Freundschaften gekündigt und die Typen auf Social Media haben meine Nerven geschont. Die Generalprobe ist geglückt. Die nächsten Sommerferien werden die besten ever sein. Jetzt habe ich aber ein neues Problem. Ich muss mir einen Ebook-Reader zulegen. Ich habe keine Lust, 3 Kilo Bücher mit mir rumzuschleppen.